Vital- und Stoffwechselanalyse

Labordiagnostik ist ein machtvolles medizinisches Erkenntnisinstrument. Es soll uns helfen, die inneren Prozesse, die im Organismus ablaufen, besser zu verstehen und zwar im Sinne eines Bildes. Ein Bild ist immer ein ganzheitlicher Eindruck, dessen Gehalt sich unabhängig von der möglichen Kompliziertheit der Details am Ende in einem einfachen Kernsatz zusammenfassen lässt. Das ist auch das Ziel der ganzheitlichen Interpretation von Laboranalysen, nämlich jenseits von Krankheitsbenennung und Diagnose das individuelle Kranksein des Patienten zu verstehen und ihn dann ursachenorientiert ganzheitlich behandeln zu können.

Entwickelt hat diese Interpretationsform der Heilpraktiker Lothar Ursinus, der auch das Naturheilzentrum Alstertal ins Leben gerufen hat.

Die Basis dafür bietet eine umfangreiche Vital- und Stoffwechselanalyse, die etwa 70 Laborwerte umfasst. Damit die Interpretation für den Patienten verständlich wird, hat das von mir genutzte Labor den Einzelwerten keinen fixen Normbereich mehr zugewiesen, sondern eine Ampel unterlegt (siehe Abbildung 1).

Der grüne Balken markiert den unbedenklichen Wertebereich (Optimum), der an den Rändern jedoch kontinuierlich in einen gelben Warnbereich (Regulationsstörung) übergeht und schließlich in einen roten Alarmbereich (Klinisch) ausläuft. Das klassische Schwarz/Weiß-Schema, was nur ein innerhalb oder außerhalb des Normbereichs zulässt, wird dadurch um wertvolle Schattierungen bereichert. So lassen sich bereits frühzeitig Tendenzen einer Stoffwechselentgleisung oder Schwächen einzelner Organe erkennen.

Der entscheidende Unterschied zur klassischen Laboranalyse liegt in der analog sinnhaften Deutung der einzelnen Werte. Wenn wir unterstellen, dass Körper, Seele und Geist eine Einheit ist, finden wir alle körperlichen Symptome oder physiologisch ablaufende Prozesse auch analog auf seelisch-geistiger Ebene. Jeder einzelne Tropfen Blut enthält somit die Information des ganzen Menschen. Laborwerte werden nicht mehr nur funktionell interpretiert, sondern als Ausdruck bestimmter Lebensprozesse oder Lebensbedürfnisse gelesen. Lassen Sie mich das an einem Beispiel verdeutlichen: Vitamin B12 ist im Körper unter anderem für die Zellerneuerung erforderlich. Bei einem Mangel an diesem Vitamin ist die Zellerneuerung verlangsamt. Die Folge sind überalterte Körperzellen. Der Betroffene könnte frischer aussehen und sich vitaler fühlen, wäre genug Vitamin B12 vorhanden. Gleiches passiert analog auf seelisch-geistiger Ebene. Die (Zell) Erneuerung ist gehemmt. Es fällt ihm schwer, Ideen in Tat und Handlung umzusetzen. Wird das Vitamin B12 – Depot wieder aufgefüllt, verbessert sich auf körperlicher Ebene die Zellteilung. Parallel fällt es dem Patienten auf seelisch-geistiger Ebene leichter, seine Vorsätze und Ziele umzusetzen. Er kommt aus der „Man-müsste-mal“- Situation in die Umsetzung und Handlung.

Aspekte in der Laboranalyse

Aussagen zu körperlichen oder seelisch-geistigen Zuständen ergeben sich häufig erst aus der Kombination verschiedener Laborparameter. Die ganzheitliche Interpretation und der daraus sich folgenden Behandlung möchte ich an folgenden Beispielen erläutern.

Ferritin und Eisen: Die Innen-Außen-Darstellung

Vielen Menschen ist es wichtig, eine perfekte Außenwirkung zu erzielen. Dafür wird sich geschminkt, frisiert und besondere Kleidung ausgewählt. Auch der Porsche oder die luxuriöse Armbanduhr sollten dabei helfen, beim Gegenüber eine gewünschte Wirkung zu erzeugen. Um seine Liebste zu gewinnen, einen Job zu erhalten oder eine Verhandlung zu beeinflussen, kann eine aufpolierte Außenwirkung von Nutzen sein. Ich denke, dass jeder von uns derartige Manipulation schon mehrmals erlebt hat. Eine vorgetäuschte Darstellung im Außen, steht nicht im Einklang mit der inneren Gefühlswelt. Wird dieses Verhalten über einen längeren Zeitraum gelebt, verlieren wir den Bezug zu unserem wahren Selbst und unserer natürlichen Qualität und Stärke. Die eigene innere Wahrheit wird verleugnet oder durch Ego-Identitäten verzerrt.

Die Innen-Außen-Darstellung erkennen wir am Verhältnis zwischen Speichereisen (Ferritin) und Serumeisen (Eisen). Eisen, unser Inkarnationsmetall, ist der Repräsentant der Marskräfte, das männliche Prinzip. Es steht für Handlung, Selbstvertrauen und Potenz. Das zeigt sich durch körperliche und seelisch-geistige Stärke. Menschen mit einem gesunden Eisenstoffwechsel können sich Ziele setzen und diese auch gegen Widerstände durchsetzen. Robustheit, Tatkraft und Willensstärke sind Qualitäten des typischen Eisencharakters.

Im Laborbefund zeigt sich die wahre innere Stärke im Wert Ferritin, die künstlich nach Außen gelebte, im Eisenwert. Die Grafik verdeutlicht die „nicht authentische Tatkraft“ des Patienten. Sie stellt sich im Außen stärker dar als sie innerlich vorhanden ist.

Betrachten wir in diesem Zusammenhang noch das Kupfer als Ausdruck der Venuskräfte, das weibliche Prinzip im Menschen, was die innere Zufriedenheit darstellt, wird deutlich, dass hier ein Innen-Außen-Konflikt besteht. Rein rechnerisch ist dieser auch am Verhältnis Eisen zu Kupfer (Fe/Cu Quotient) erkennbar. Der Wert weist darauf hin, dass die Nebenniere, unser Organ zur Stressbewältigung, überfordert ist und bereits leidet. Das künstlich erzeugte Bild von sich dauerhaft nach Außen aufrechtzuerhalten, gekoppelt mit der Angst, enttarnt zu werden, wird auf Dauer auch körperlich negativ im Blutbild erkennbar.

Der Wunsch nach Außenwirkung sollte eine Umkehr erfahren – den Weg nach Innen. Sich selbst mit seinen Schatten- und Sonnenseiten anzunehmen und sich selbst zu lieben und zu akzeptieren, wie man ist. Die innere Wahrheit frei auszudrücken, Gedanken und Haltungen offen zu zeigen, statt der „anstrengenden“ Darstellung des eigenen Wunschbildes, ist ein Weg zur Befreiung gebundener Kräfte.

Die Wegwarte (Ceres Cichorium intybus urt.) kann diese Umkehr unterstützen. Sie stärkt den Prozess der Treue zu sich selbst. Außerdem hilft sie, das eigene Wesen zu erkennen und anzunehmen, ihr Stück für Stück Ausdruck zu verleihen, bis schließlich in jeder Situation die höchste Wahrheit gelebt wird.

Cichorium hilft, die eigenen inneren Botschaften von den adaptierten Vorstellungen zu unterscheiden. Sie unterstützt dabei, die eigenen Lügen und Unaufrichtigkeiten aufzudecken, und die Situationen bewusst zu machen, in denen wir uns verstellen oder bestimmte Rollenbilder imitieren. Sie ist die Pflanze, die uns den Weg zu uns selbst weist.

Cholesterin und Thrombozyten: Schutz gegenüber äußeren Einflüssen

Eine Voraussetzung für die Entwicklung und Entfaltung innerer Qualitäten, ist eine schützende Umgebung. Viele von Ihnen werden es aus ihrem Elterndasein und dem Beschützen und Behüten Ihrer Kinder kennen. Diese Gesetzmäßigkeit gilt allerdings nicht nur für Kinder. Wir benötigen sie bis ins hohe Alter. Sind die äußeren Einflüsse zu übermächtig, fehlt die Fähigkeit, sich gegenüber emotionalen und physischen Ausbeutungen angemessen abzugrenzen, wird der nicht selbstbestimmte Mensch zum Spielball seiner Umgebung.

Im Laborbefund gibt es dazu verschiedene Konstellationen, auf die ich näher eingehen möchte.

Physiologisch schützt sich jede Körperzelle gegen eine Bedrohung von Außen durch den Einbau von Cholesterin in die Zellmembran. Das geschieht bei allen Entzündungen, Giftstoffbelastungen, einem Säureüberschuss im Gewebe oder bei Stress. In allen Fällen erhöht die Leber den Anteil des zellmembranschützenden Cholesterins. Besteht ein guter Zellschutz, dann ist die Psyche des Menschen auch gut behütet.

Aus diesem Blickwinkel betrachtet, ist ein niedriger Cholesterinspiegel mit einem geringen Schutz nach Außen gleichzusetzen. Diesen finden wir physiologisch und nachvollziehbar bei Kindern. Wir erleben sie als offen und aufnahmefähig. Alles ist für sie neu, interessant und spannend. Die Neugierde und Aufnahmefähigkeit lässt bei den meisten Menschen im Alter nach. Anstelle der Flexibilität kommt es zum Rückzug und zur Verschlossenheit, bis hin zur psychischen Starre. Erkennbar ist dieser Prozess an den sklerotischen Erkrankungen, wie beispielsweise Arteriosklerose.

Eine weitere Schutzfunktion bieten die Thrombozyten. Ihre Aufgabe ist es, bei Verletzungen die Blutung zu stillen. Thrombozyten verschließen gemeinsamen mit einigen anderen Faktoren die beschädigten Gefäße. Diesen Schutz, der tief im Inneren unseres Körpers angesiedelt ist, sehe ich als weiteren Schutzwall.

Menschen mit einem geringen Cholesterinhaushalt sind sehr durchlässig und sensitiv. Mit ihrer hohen Wahrnehmungsfähigkeit saugen sie alle Geschehnisse ungefiltert wie ein Schwamm auf. Schon allein nach Betreten eines Raumes sind sie in der Lage, die dort befindliche Stimmung zu erfühlen. Sie nehmen sie wie durch feine Antennen wahr. Ist bei diesen Menschen zusätzlich noch die Thrombozytenanzahl gering, sind sie sehr mitfühlend. Sie spüren den Schmerz, Trauer oder die Freude des Gegenübers tief im Herzen.

Über die Fähigkeit zur Verarbeitung aufgenommener Reize, gibt die Cholinesterase (Leberwert) Auskunft. Ist der Wert niedrig, so werden alle Reize langsam und gründlich verarbeitet. Bei geringem Cholesterin und niedriger Cholinesterase kann es sehr leicht zu einer Überforderung kommen. Dieser Zustand verstärkt sich noch zusätzlich bei geringer Thrombozytenanzahl.

In dem dargestellten Beispiel finden wir die beschriebene Situation. Der Patient ist sehr sensitiv und reagiert extrem auf äußere Reize. Das drückt sich körperlich durch Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Migräne aus. Auf feinstofflicher Ebene benötigt er Ruhe und Rückzug, um das Erlebte zu verarbeiten.

Rückzug ist ein möglicher Weg, den sensible Menschen wählen, um Raum zu schaffen, Eindrücke zu verarbeiten. Werden bei Überforderung die Signale ihres Körpers ignoriert, sorgt der Organismus in Form einer Krankheit für Ruhe und Besinnung.

Die Pflanzenwelt und Homöopathie schenkt uns Mittel, die Schutz bieten und die Verarbeitung körperlich und seelisch-geistig intensivieren. Ceres Angelica archangelica urt und Amnion D30 sind hier meine Favoriten für den Schutz und Ceres Taraxacum urt. für die Verarbeitung.

Hinzu kommt noch eine weitere Arznei, die ich in der Kinderheilkunde über Jahrzehnte mit guten Ergebnissen einsetze. Es ist das Solum von Wala. Dieses Präparat ist aus rhythmisiertem Moorextrakt. Es wird unter anderem gegen meteorologische Umwelteinflüsse, die den Organismus beanspruchen, eingesetzt. Bleiben die Kinder nachts nicht in ihrem eigenen Bett, suchen sie den Schutz im Elternbett, dann hat nach meiner Erfahrung das Solumöl stets gute Dienste geleistet. Auch „große Kinder“ erhalten durch Solum eine spürbar positive Wirkung. Es erleichtert die Abschirmung bei zu langer Bildschirmarbeit, Elektrosmog oder seelischer Labilität. Menschen in pflegenden Berufen unterstützt es, wenn der eigene Schutz nicht, wie erforderlich aufgebaut werden kann. Zur Anwendung kommt das Mittel dann in Form von Globuli.

Systemische Betrachtungsweise

Die analoge psychische Interpretation ist nur eine Seite der ganzheitlichen Laborinterpretation. Bedeutsam ist auch die systemische Betrachtung der organischen Funktionen untereinander. So kann eine Störung der Schilddrüse durch einen Eisenmangel, Kupferüberschuss, Progesteronmangel oder Stau im Gallenfluss ausgelöst werden. Die häufig diagnostizierte Autoimmunerkrankung „Hashimotothyreoiditis“ finden wir in Verbindung mit einer mangelnden Ichentwicklung im 9. bis 12. Lebensjahr (es fehlte der familiäre Rückhalt) oder auch einem Leaky Gut (löchriger Darm). Zusammenhänge zu erkennen ermöglichen einen erweiterten therapeutischen Ansatzpunkt. Diese ganzheitliche Sichtweise macht Medizin zu einem individuellen Betrachten und Erkennen des Patienten.

Der Körper ist ein phantastisch funktionierendes System, in dem alles miteinander verbunden ist und erst gemeinsam eine Einheit ergibt. „Das Ganze ist mehr als die Summe seine Teile“, sagte bereits Aristoteles (384-322 v. Chr.) mit seiner systematischen Sichtweise.

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